September 2024

Keramikabfall

Datierung: römische Kaiserzeit
Fundort: Gnotzheim

Die Menschheit produziert Abfall seit sie Werkzeuge nutzt. Waren es in der frühen Steinzeit nur Abschläge von Steinwerkzeugen, kamen mit dem technologischen Fortschritt auch weitere Materialien hinzu.

Was die Leute vor hunderten bis tausenden von Jahren wegwarfen oder verloren ist eine wichtige Quelle für Archäolog:innen. Neben spektakulären und spannenden Funden fällt dabei aber auch viel unscheinbares Material an.

Mit dem Einsetzen großer Keramikproduktionen nach der Jungsteinzeit (ca. 2200 v. Chr.) entwickelt sich das Material zur häufigsten archäologischen Fundart. Keramikgefäße sind wichtig zum Datieren. Aber oft ist das Material so zerbrochen, dass nur noch anhand der Qualität eine grobe Epoche wie z.B. die Römerzeit ermittelt werden kann. Bei großen römischen Grabungen kommen kilo- bis tonnenweise Keramikscherben zutage.

Heutzutage werden aus Abfällen ganze Hügel geformt, genau wie in der Römerzeit. Keramik war in Rom ein so großer Massenabfall, dass aus den großen Öl- und Weinamphoren ein ca. 54 m hoher Hügel im Süden der Stadt aufgeschichtet wurde, der Monte Testaccio.




Kurzgeschichte - Scherben des neuen Jahres

Severus fluchte leise vor sich hin, als er in der Nacht seine kleine Gaststätte im Kastellvicus schloss. Schon wieder hatten einige betrunkene Barbaren zu ausgiebig gefeiert und sein Geschirr beschädigt. Die frisch rekrutierten Soldaten für die Kastellbesatzung waren junge und ungestüme Nichtsnutze.

Aber Severus wusste auch, dass sich dies spätestens in ein paar Monaten wieder gelegt haben würde. Er war immerhin auch mal einer dieser jungen Soldaten gewesen. Den ersten Lohn verprassten sie immer gerne in den Gaststätten der Umgebung. Ein gutes Geschäft, wären da nicht die kaputten Teller, Becher und Krüge gewesen.

Etwas Verlust und Bruch gab es immer, das war normal. Aber er ärgerte sich trotzdem, dass er nun neues Geschirr kaufen musste. So fluchte er noch eine Weile, während er die Scherben aufsammelte. Nach einer Weile hatte er den Eimer gut gefüllt und brachte ihn nach hinten in den Hof. Dort hatte er mal wieder eine neue Abfallgrube ausheben müssen.

Als der Eimer in die Grube geleert wurde und Keramik auf Keramik fiel, klirrte es ordentlich. Es war bereits der dritte Abend in Folge, aber hoffentlich der letzte. Dieses Mal waren auch Offiziere vor Ort gewesen, die die Jungspunde schnell unter Kontrolle hatten und in den nächsten Tagen Benehmen in die Truppe bringen würden. Damit war für dieses Jahr erstmal Ruhe, ehe die alljährliche Rekrutierungswelle das Spiel von neuem beginnen ließ.