Oktober 2024
Beinernes Ortband
Datierung: Ende 2. Jh. bis 1. H. 3. Jh. n. Chr.
Fundort: Dambach
Der „Ort“ ist das untere Ende einer Schwertscheide, wo die Schwertspitze ruht. Um jenen zu stabilisieren und vor Stößen zu schützen, entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte sogenannte Ortbänder.
Meist aus Metall gefertigt, entstande im Laufe der Kaiserzeit aus einfachen Rahmengestellen aufwendig verzierte Einzelobjekte. Die frühe Rahmenkonstruktion war noch Teil eines die gesamte Scheide umrandenden Rahmens. In der Entstehungszeit des Obergermanisch-Raetischen Limes waren Ortbänder schon reich verziert und meist aus einem Stück gegossenen Metall.
Ortbänder aus Knochen und Elfenbein entwickelten sich als Nachahmung metallener Dosenortbänder. Eine Eigenentwicklung aus Knochen waren dagegen Kastenortbänder.
Beinerne Ortbänder bestanden aus zwei Teilen. Die Vorderseite enthielt auch die seitlichen Laschen. Die Rückseite war flacher und wurde in die überstehenden Laschen eingeschoben. An der Schwertscheide wurden die Ortbänder dann mit Nägeln, Nieten oder Leim befestigt.
Das Dambacher Stück ist die Rückseite eines „glockenförmigen“ Ortbandes. Eine untere Rundung wurde mit trapezförmigen Langseiten kombiniert. Das Objekt scheint verleimt gewesen zu sein.
Kurzgeschichte - Am Ort des Schwertes
Der Knochenschnitzer seiner Truppe hatte ordentliche Arbeit geleistet, fand Primus, während er sein neues Ortband betrachtete. Das alte Stück war ihm bedauerlicherweise gebrochen.
Es hatte ihn viele Jahre treu begleitet, aber in der letzten Übung ist er damit ungeschickt seitlich an der Lanze seines Kontrahenten hängen geblieben. Das Alter und der Stoß taten ihr Übriges und es brach auseinander.
Primus mochte das Stück, es war ungewöhnlich. Mit dem abgerundeten Abschluss war es einzigartig, keiner seiner Kollegen hatte ein vergleichbares Ortband. Aber die Vorderseite ist unwiederbringlich verloren.
Sein neues Stück ist ein klassisches Kästchen, wie es viele andere auch haben. Aber es war günstiger.
Auf dem Weg vom Handwerker zum Kastell warf er die Bruchstücke des alten Ortbandes in die Wiese zwischen zwei Häuser. In seiner Stube angekommen holte er den Leim vor und bestreichte die Innenseite des neuen Ortbandes und presste es dann auf die lederne Spitze seiner Schwertscheide. Am nächsten Tag war der Leim getrocknet und er konnte sein Schwert wieder guten Gewissens umschnallen.