Mai 2024

unterschiedliche römische Spielsteine. Darüber moderne Spielsteine für ein Dame-Spiel.

Spielsteine

Datierung: 2. - 3. Jh. n. Chr.
Fundort: Ruffenhofen

Auch die Römer wussten, genau wie die Griechen und Ägypter vor ihnen, sich in ihrer Freizeit zu beschäftigen. Sie spielten miteinander Brett- und Würfelspiele.

Leider sind nur wenige Darstellungen von Brettspielern bekannt. Dennoch wissen wir aus Schriftquellen, wie verbreitet dieser Zeitvertreib war. Auch die Kaiser spielten, und verloren sogar. Die Funde von Spielsteinen, selten sogar Spielbrettern, sind dafür ein handfester Nachweis.

Teils unterschiedlich groß konnten solche Spielsteine aus Ton, Knochen, Horn oder Holz sein. Auch Metall und Glas sind überliefert. Diese Spielsteine konnten modernen Exemplaren schon sehr ähnlich sein und waren mal sehr schlicht, mal stärker verziert, manchmal sogar beschriftet.

Aus den Überlieferungen können wir drei unterschiedliche Brettspiele rekonstruieren. Darunter das bis heute verbreitete Mühle-Spiel, welches in der Antike mehrere Varianten kannte, wie zum Beispiel die etwas einfachere Rundmühle.

Aber auch das Soldatenspiel ludus latrunculorum (wörtl.: Spiel der Soldaten; ähnlich dem modernen Dame-Spiel) war äußerst beliebt oder das komplexere ludus XII scriptorum (wörtl.: Spiel der zwölf Linien, ähnlich dem modernen Backgammon), für welches man auswürfeln musste wie weit ein Spielstein sich bewegen durfte.

Würfelspiele waren im Kaiserreich offiziell als Glücksspiele verboten, wurden aber praktiziert. Da selbst die Kaiser dem Glücksspiel unterlagen, dürfte nicht aktiv nach Straftätern gesucht worden sein und die Strafen fielen auch eher mild aus.




Kurzgeschichte – Der Glücksstein

Tertius und Apino saßen wie so oft an ihrem dienstfreien Abend in der Wirtschaft des Nervo. Und wie so oft spielten Sie beim Trinken der cervesia (Bier) eine Partie ludus latrunculum.

Das Spielbrett hatte der Wirt zur Verfügung gestellt. Nur die Spielsteine musste jeder selber mitbringen. Also packten die beiden Soldaten jeweils ihre 16 Steine aus und begannen sie abwechselnd auf das Spielbrett zu platzieren. Obwohl beide ein Set aus Knochenspielsteinen besaßen konnten sie ihre eigenen Steine gut auseinanderhalten, denn Tertius hatte sich ein dunkel gefärbtes Set geleistet.

Die Steine waren gesetzt, die Becher gefüllt. Dann zogen sie abwechselnd ihre Steine je ein Feld auf dem acht mal acht Felder großen Brett vor, zurück, rechts oder links. Apino schaffte es zuerst einen Stein von Tertius mit zwei Steinen einzukesseln. Tertius musste nun versuchen, seinen bedrohten Stein zu befreien, indem er einen der beiden gegnerischen Steine selber bedroht. Zu seinem Missfallen hatte er keine Möglichkeit ohne seinen neu bewegten Stein dabei selbst in eine Bedrohungssituation zu bewegen. Damit konnte Apino in seinem nächsten Zug den dunklen Stein seines Gegenübers schlagen und vom Feld nehmen.

Sie spielten, tranken, aßen und lachten noch eine ganze Weile. Kurz bevor Nervo die beiden hochkant hinausgeschmissen hätte, kam ihre gemütliche Partie zu einem Ergebnis. Apino konnte seinen Vorteil des ersten gewonnen Steines beibehalten und gewann das gesamte Spiel. Seit vielen Monaten das erste Spiel, was er gewann. Er dankte den Göttern und ritzte auf die Rückseite seines Siegersteines ein großes Kreuz. „Das ist nun mein Glücksstein!“, rief er freudig hervor.

Es dauerte nicht lange, dann beendeten sie den Abend und liefen zurück zum Kastell. Lachend und feiernd kamen die beiden am Tor an und bekamen erstmal eine Standpauke darüber, dass sie viel zu laut waren. Leise und betroffen schlichen sie in ihre Stube.

Am nächsten Morgen wachte Apino mit leichten Kopfschmerzen auf. Im Bett neben ihm lagen seine Spielsteine verteilt. Beim Einpacken entdeckte er aber nur 15 Steine. Bei genauerem betrachten fehlte ausgerechnet sein neuer Glücksstein, doch suchen half nichts, in der Stube war er nicht und draußen im Dorf oder im Lager brauchte er es gar nicht versuchen. Sein Stein war weg. Von der Euphorie des Vorabends war schon nichts mehr zu merken. Auch seinen Wachdienst absolvierte er nur noch schlecht gelaunt.