Juni 2024

Reparierte Terra Sigillata

Datierung: 81 - 98 n. Chr.
Fundort: Ruffenhofen
Töpferwerkstatt: La Graufesenque, Südgallien. Art des Mascuus
Leihgabe aus Privatbesitz

Seit die Menschheit Keramikgefäße entwickelt hat, werden diese auch repariert, wenn sie zerbrochen sind.

Eine von Beginn an genutzte Möglichkeit ist das Flicken mit vergänglichen Materialien wie Lederbändern oder Pflanzenfasern. Aber auch Metallklammern aus Bronze oder Eisen fanden später Verwendung. Ab der Antike dominierte als hochqualitative Möglichkeit das Gießen einer Klammer aus Blei.

Repariert werden konnten nur Keramikgefäße, deren Brüche glatt genug waren um sich möglichst abdichten zu lassen. Außerdem brauchte das Gefäß eine gewisse Wandstärke und Stabilität. Dünnwandiges Geschirr wäre beim Versuch der Reparatur weiter kaputt gegangen.

Zum Anbringen des Flickens wurden zuerst beidseitig des Bruches Löcher gebohrt. Danach wurde die Klammer angebracht. Im Falle der Bleiklammer konnte sie direkt in die Befestigungslöcher gegossen werden, da Blei einen niedrigen Schmelzpunkt hat. Ungebrannte Tonklumpen konnten als Gussform dienen und so den Bleifluss leiten. Um eine glattere Oberfläche nach der Reparatur zu ermöglichen, konnte auch eine Vertiefung um die Bohrlöcher herum angebracht werden. Diese hatte dann oft die Form von zwei Schwalbenschwänzen.

Ein heute leider nicht mehr nachweisbarer Klebstoff (z.B. Knochenleim) könnte entlang der Bruchkante geholfen haben, wieder Flüssigkeiten im Gefäß aufnehmen zu können. Mindestens als Vorratsgefäß für trockene Lebensmittel konnte es weiter dienen.




Kurzgeschichte – Das teure Geschirr

Drusilla freute sich darüber, nach so langer Zeit endlich wieder das feine Geschirr nutzen zu können. Sie liebte Extravaganz und ein wenig Luxus generell, wurde sie doch nach mehreren Kaiserinnen benannt. Doch in einem Gutshof am Rande des Reiches konnte sie nicht oft diesem Hobby frönen. Heute empfing ihr Gemahl den Präfekten des nahen Kastells. Vor einigen Jahren war er selber dort Centurio und hatte noch immer gute Kontakte.

Die Hausherrin deckte den Tisch üppig. Mehrere Bilderschüsseln der roten Ware aus Gallien wurden auf den Tischen aufgebaut. Kleine Schüsseln für Nüsse standen daneben und die mit Ranken verzierten Teller, um davon zu essen. Die Getränke wiederum servierte sie in Glaskrügen und Glasbechern.

Die Feier lief, wie sich Drusilla das gewünscht hatte. Alle aßen ausgiebig und hatten beste Laune. Doch am nächsten Morgen, beim Aufräumen geschah das Unglück. Sie ließ eine der Bilderschüsseln fallen. Zum Glück nicht sehr tief, sodass nur eine Scherbe im oberen unverzierten Bereich herausbrach. Da sie es selber war, konnte sie noch nicht mal eine ihrer Bediensteten beschuldigen und den Schaden vom Lohn abziehen. Über sich selber ärgernd beschloss sie, keine komplett neue zu kaufen, sondern dieses Stück reparieren zu lassen.

Als sie das nächste Mal im nahen Dorf war, suchte sie einen Handwerker, der ihr die Schüssel flicken konnte. Es dauerte nicht lange, da fand sie einen Bronzegießer, der die Reparatur zwischenschieben könnte und noch am selben Tag fertigbekommen sollte.

Zufrieden verbrachte Drusilla den Tag mit Freundinnen in den Thermen. Nach dem Mittagessen schaute sie beim Handwerker vorbei. Dieser war tatsächlich schon fertig und präsentierte ihr seine Arbeit. Der Riss im Geschirr war kaum zu sehen. Und die in die Gefäßinnenfläche eingetieften Schwalbenschwanzklammern fielen kaum auf, zumindest nicht negativ. Äußerst zufrieden kehrte sie nun mit der reparierten Terra Sigillata Schüssel zurück auf den Hof. Und sie war bereit für das nächste Festmahl.