Juli 2024
Haarnadel aus Knochen
Datierung: 2./3. Jh. n. Chr.
Fundort: Theilenhofen
Eine Knochennadel war in der Römerzeit ein Massenprodukt und konnte günstig erstanden werden. Das Rohmaterial, Tierknochen, war ein „Nebenprodukt“ der Fleischproduktion bzw. Tierhaltung und konnte daher recht einfach bezogen werden.
Nadeln aus Knochen wurden bereits in der Steinzeit hergestellt. Ab der Bronzezeit gesellten sich dann Nadeln aus Metall dazu und die Verzierungen wurden zunehmend aufwändiger. Auch aus ungewöhnlichen Materialien wie Gagat wurden Nadeln hergestellt. Die günstigsten schnitzte man aus Holz, diese sind aber kaum erhalten geblieben.
Eine Nadelverzierung befand sich am sogenannten Kopf, dem stumpfen Ende. Sie konnte komplett fehlen, nur schwach eingeritzt sein (wie in diesem Objekt) oder sogar vollplastische Figuren darstellen.
Wie es noch heute unterschiedliche Funktionen für Nadeln gibt, sind diese auch für die Antike überliefert. So gibt es die Nähnadeln, meist aus Knochen oder eventuell Holz, die an ihrem unverzierten Kopf eine Öse für den Stofffaden hatten. Dadurch lassen sich diese Nadeln besonders leicht erkennen.
Bis zur Entwicklung der Fibel in der Bronzezeit wurden Nadeln vorrangig als Gewandnadel benutzt. Sie haben also die Stoffe der Kleidung in der gewünschten Position gehalten. Als diese Funktion weitestgehend wegfiel, hielten sich Gewandnadeln am ehesten als Schmuck.
Doch auch in der antiken Medizinliteratur wird die Verwendung von Nadeln beschrieben, zum Beispiel für den Starstich.
Unsere Knochennadel dürfte eine Haarnadel gewesen sein. Diese halfen - wie noch heute – dabei, die Frisuren in Position zu halten. In der römischen Kaiserzeit stellten einige Kaiserinnen besonders aufwändige Frisuren zur Schau, für die sie die Hilfe mehrerer Friseurinnen brauchten.
Kurzgeschichte –Frisur für eine Feier
Aurelia freute sich auf die bevorstehende Feier. Ihr Lebensgefährte December wurde nach 25 Jahren aus dem Militärdienst entlassen. Sein ehemaliger Decurio Mattius hatte sie beide zur Feier auf seinen Gutshof eingeladen. Mattius wurde ein paar Jahre zuvor entlassen und erwarb den Bauernhof in der Nähe.
Doch zuvor wollte Aurelia sich hübsch machen. Sie suchte sich ihr bestes Gewand heraus und besuchte ihre Bekannte Antonia, die geschickt darin war, hübsche Frisuren zu gestalten. Deshalb vertrauten sich viele Bewohnerinnen des Ortes ihr zu besonderen Anlässen an.
Aurelia hatte sich zwei neue Haarnadeln besorgt, die aus Knochen gefertigt waren und leicht verzierte Köpfe besaßen. Diese sollten am Ende aus der Frisur herausschauen.
Zuerst teilte die Bekannte das Haar von Aurelia in mehrere Abschnitte, kurzzeitig festgehalten von schlichten hölzernen Haarnadeln, die sie dann unterschiedlich weiterbearbeiten konnte. Sie flocht mehrere Zöpfe entlang des Kopfes und im Nacken, ehe sie eine breite und stumpfe Nähnadel und einen dünnen Wollfaden nahm und mehrere der losen Zopfenden am Hinterkopf zu einer Kugel formte und vernähte. Die Fäden blieben unsichtbar im Haar, während das kunstvolle Gebilde stabil blieb. Zum Schluss wurden die dekorativen knöchernen Haarnadeln von zwei Seiten durch den Haarknoten gesteckt. Auch sie hielten.
Zufrieden bedankte sich Aurelia und versprach, dass December Antonia zum Dank ein Bronzeobjekt ihrer Wahl anfertigen würde.
Aurelia war nun bereit. December wartete schon mit einem Pferd auf seine Gefährtin. So ritten sie zum Gutshof ihres Freundes. Auch den holprigen Ritt überlebte Aurelias Frisur, sodass sie auf der Feier die schönste Frisur zur Schau stellte.