August 2025


Fund und Befund des Monats - Achsnagel und Römerstraße

Als sich die Römer über die Alpen hinaus nach Norden ausbreiteten, fanden sie dort bereits Straßen der vorherigen Bevölkerung vor und bezogen diese auch in ihr späteres, ausgeklügeltes Straßensystem mit ein.

Den Kaisern in Rom lag viel daran, auch in den entlegensten Provinzen das Straßensystem auszuweiten und instand zu halten. Nur so war es möglich, Nachrichten schnell hin und her zu schicken. Auch Armeen konnten so, insbesondere in den Wintermonaten, in denen die Schifffahrt beschränkt war oder still stand, am besten bewegt werden.

Die Straßen selbst wurden häufig schnurgerade durch die Landschaft getrieben, wobei Erhebungen, die im Weg standen, teils abgetragen wurden. Das Fundament der Römerstraße bildeten große Steine. Unter der Straßendecke befanden sich Schichten aus grobem Schotter und feinem Kies. Innerhalb und in der Nähe von Siedlungen wurde meist eine Straßenpflasterung aus Steinplatten verwendet, bei Strecken über Land dagegen eher Kies, wie im modernen Römerpark Ruffenhofen. Außerdem hatten die Straßen eine leichte Wölbung nach außen, damit Regenwasser in die begleitenden Gräben abfließen konnte.

Neben den kleineren Straßen im Vicus des Kastells Ruffenhofen ist anhand der Ergebnisse der Geomagnetik eine Straße, die in Richtung Osten durch das Gräberfeld verläuft, bekannt. Außerdem führen zwei Straßen, die offenbar nicht zusammenlaufen, nach Süden, je mit einem leichten Schwung nach Westen bzw. Osten. Auch im Westen und Norden des Kastells, in Richtung Limes, muss es römische Straßen gegeben haben, allerdings sind diese aufgrund von Erosion zerstört.

Die von Tieren gezogenen Wägen, die auf den Handelsrouten Verwendung fanden, haben offenbar eine für Anwohner störende Geräuschkulisse verursacht. Zumindest schrieb Tertullian (2./3. Jh. n. Chr.): „Meinen wir, es dröhne vom Himmel her, so ist es ein Wagen, fängt der Donner an zu rollen, so halten wir es für das Getöse eines Wagens.“

Achsnägel fixierten die hölzernen Speichenräder an den Achsen der Wägen.



Fiktive Kurzgeschichte - Versorgung des Kastells


Während seine Söhne den Wagen beluden, ließ Marcus seinen Blick über das Anwesen schweifen. Das Gelände seines Gutshofs war nicht groß, aber doch so ausreichend, dass neben dem Hauptgebäude mit Garten noch Platz war für die wichtigsten Nebengebäude: einen Stall, eine Werkstatt, eine kleine Therme und den Speicher für das Getreide, das sie gerade zum Transport bereit machten.

Sein Großvater Claudius hatte nach seinem Ausscheiden aus dem römischen Militär diesen Hof gebaut. Doch nach zwei Generationen war es an der Zeit, dem Platzproblem Einhalt zu gebieten. Außerdem hatten sie gut gewirtschaftet und konnten sich ein wenig Luxus gönnen. Marcus sah gerade, wie die Arbeiten an der repräsentativen Fassadenfront seiner Villa weitergingen. Mit der Verbreiterung der Risalite nach außen hatte man mehr Fläche im Süden des Gebäudes, wo die Sonne die Räumlichkeiten warmhielt.

Seine Söhne hatten inzwischen den Wagen vollständig beladen. Marcus sprang auf den Sitz vorne und nahm die Zügel in die Hand. Die Fahrt zum Kastell Ruffenhofen war Chefsache. Er fing an, die Ochsen anzutreiben. Die störrischen Viecher setzten sich nach mehreren Schlägen endlich in Bewegung. Es würde ein anstrengender Weg werden. Das Kastell lag nicht weit entfernt im Norden, aber die Straße war schlecht. „Man merkt, dass es mit dem Imperium bergab geht, wenn schon die Straßen nicht mehr ausgebessert werden.“, dachte Marcus.

Dennoch freute er sich darauf, seine Getreidelieferung beim Kastell abzuliefern und dafür nicht reichlich, aber doch ausreichend bezahlt zu werden. Gerade fuhr er an einem weiteren seiner Felder vorbei, das sie in den nächsten Tagen würden abernten müssen. Sein Hof hatte zwar nicht viel Grundfläche, aber dafür hatte sein Vater ihm eine üppige Menge an Feldern in diesem flachen, fruchtbaren Land hinterlassen. Dem ältesten seiner Söhne, Felix, würde er einmal denselben Gefallen erweisen, dachte sich Marcus. Aber bis dahin hatte er noch ein paar Jahre. Wenn das Römische Reich denn weiter Bestand hätte. In den letzten Jahren mehrten sich die schlechten Zeichen. Doch das vergas Marcus schnell, während er fröhlich pfeifend über die holprige Straße gen Norden rumpelte.