Juli 2025


Fund des Monats - Räucherkelch

Im Toten- und Götterkult der römischen und griechischen Antike spielte das rituelle Opfern und Verbrennen von Tieren, etwa von Rindern, Schweinen und Schafen eine große Rolle. Weihrauch wurde hauptsächlich für den Götterkult verwendet. Mithilfe von glimmender Holzkohle wurde er verbrannt, was den aus katholischen Kirchen bekannten Geruch und sichtbaren Rauch erzeugt.

Weihrauch wird aus dem Harz von Boswellia-Bäumen gewonnen. Über die Weihrauchstraße wurde dieses Handelsgut vom südlichen Arabien bereits lange vor den Römern in den Mittelmeerraum gebracht.



Befund des Monats - Der Tempel


In unmittelbarer Nähe nördlich vom Großbau, dem letzten Befund des Monats, befindet sich ein durch Luftbilder, Geomagnetik und -elektrik bekannter Tempel. Die typische Form des Grundrisses mit der Apsis im Westen legt nahe, dass es sich um ein Gebäude handelt, in dem eine oder mehrere Gottheiten verehrt wurden. Es befand sich nur wenige Meter außerhalb des Kastells an der Straße, die zum Südtor führt.

Die bekanntesten Tempel des Römischen Imperiums befanden sich auf dem Forum Romanum und dem Kapitol:

Der Jupiter-Tempel auf dem Kapitol war für den Göttervater, der Zeus aus der griechischen Mythologie entspricht. Im Concordia-Tempel wurde die Eintracht nach dem Ende der Ständekämpfe zwischen Patriziern und Plebejern in der Römischen Republik verehrt. Der Vespasian-Tempel galt dem gleichnamigen Kaiser von 69 – 79 n. Chr., der die flavische Dynastie gründete. Der Vesta-Tempel wurde u. a. Aufbewahrungsort für Verträge und Testamente, da das Innere heilig war und nur von wenigen Personen betreten werden durfte.

Doch nicht nur im Zentrum der Macht, sondern in allen Provinzen gab es vor der Verbreitung des Christentums viele Tempel, so auch in unmittelbarer Nähe der Kastelle, wie in Ruffenhofen. Hier gab es sicherlich mehr als nur einen Tempel, allerdings sind weitere bisher noch nicht klar als solche identifiziert.

Sehr typisch für die römische Kultur in religiösen Belangen ist die Übernahme fremder Götter. Wenn die Römer ein Gebiet eroberten, so gliederten sie häufig die dort geläufigen Götter in ihren eigenen Götterkanon mit ein und verehrten sie ebenfalls.



Fiktive Kurzgeschichte - Jupiter


Im kleinen Tempel vor den Toren des Kastells Ruffenhofen gingen Menschen ein und aus mit Wünschen und Bitten. Jupiter hörte sich durch die Götterstatue alles an und wurde zunehmend genervter.

„Bitte, Jupiter, dieses Jahr ist viel zu trocken… Bitte mach, dass es regnet und meine Ernte üppig ausfällt.“ – Immer nur am Nörgeln. Zu trocken, zu nass, zu warm, zu kalt. Den Menschen kann man es echt nicht recht machen, dachte sich Jupiter.

„Ich mache mir Sorgen wegen den feindlichen Germanen. Ich will nicht sterben.“, flüsterte ein junger Soldat, noch fast ein Kind. Boah, hier am Limes ist doch eh nix los, was soll passieren, mach einfach deinen blöden Job, dachte sich Jupiter.

„Bitte mach, dass die Mücken in meinem Haus sterben. Ich werde so oft gestochen.“ – Oh man, ich schick gleich ‘nen Blitz runter, was soll denn der Mist! Hat denn hier keiner mal irgendeine halbwegs sinnvolle Bitte?!

„Mein Pferd ist verletzt, Jupiter. Könntest du sein Bein bitte heilen, damit wir weiter zusammen reiten und den Limes verteidigen können?“ – Na endlich. Für Tiere habe ich immer ein offenes Herz, dachte Jupiter. Dem armen Pferd helfe ich doch gerne.

„Ich möchte einen ehrenvollen Tod im Kampf sterben. Bitte mach mir das möglich.“ – Naja, bisschen suizidal oder? So alt bist du doch noch nicht.

„Ich hab mir in den kleinen Finger geschnitten. Bitte mach ihn wieder heil.“ – Geh doch zu Asklepios, aber auch der lacht dich für so eine lächerliche Kleinigkeit aus.

„Ich hätte gerne eine schöne, junge Frau.“ – Wer nicht? Geh zu Venus und frag die.

 

Ist doch alles frustrierend hier, dachte sich Jupiter. Da ist man der Göttervater und wird mit so belanglosem Gejammer gelangweilt. Aber ich kann ja nichts anderes…