April 2025
Fund des Monats - Dachziegel
Neben Abdrücken von menschlichen und tierischen Gliedmaßen, finden sich auf einigen römischen Dachziegeln Stempel. Diese Ziegelstempel der römischen Antike kann man sich etwa vorstellen, wie unser heutiges „Made in Germany“-Label auf allen möglichen Produkten. Insbesondere bei Ziegeln, die bei Kastellen verwendet wurden, bestand der Stempel aus Legions- oder Kohortennamen der Truppe, die den Ziegel hergestellt hatte.
Auf den bisher im Bereich des Kastells Ruffenhofen gefundenen Ziegeln befinden sich keine Stempel.
Bei römischen Dächern liegen rechteckige Dachplatten (tegulae) aneinander. Gewölbte Ziegel (imbrices) überdecken die Stoßfugen der tegulae. Zur Fixierung und Abdichtung wurden kleine Mörtelbatzen verwendet.
Befund des Monats - Kastelltürme
Anhand ihrer Position im Kastell lassen sich drei Turmarten unterscheiden: Eck-, Tor- und Zwischentürme. Ob sich auf diesen Türmen tatsächlich Dachziegel befunden haben, wurde in der Forschung lange diskutiert. Inzwischen ist anhand der vor vielen Jahren aufgesammelten Funde von Ziegeln in der Nähe von Kastelltürmen sicher, dass die Türme nicht in Zinnen oder Holzschindeln, sondern Ziegeldächern endeten.
Das Bild zeigt die Geoelektrik des Kastells Ruffenhofen mit Fokus auf die Türme.
Kurzgeschichte – Der Sohn des Mars und der Dachziegel
„Weißt du nicht, was mit dem alten Felix passiert ist? Ihm ist doch ein Dachziegel auf den Kopf gefallen. Seither hält er sich für einen Halbgott und Sohn des Mars.“, sagte Viridus. „Oje“, antwortete Fabianus. Er war noch nicht lange im Kastell Ruffenhofen stationiert und kannte diese tragische Geschichte daher noch nicht.
Damit untermauerte sein Vorgesetzter den Befehl, das Kastell instand zu halten. Insbesondere die Ziegel mussten regelmäßig erneuert werden. Das hatte Fabianus nun begriffen.
„Mach dich auf den Weg zur Ziegelei im Vicus und hol neue Dachziegel.“, forderte Viridus. „Wenn du sie mit deinen Kameraden da oben angebracht hast, kümmert ihr euch darum die Außenseite der Kastellmauern und Türme von diesen lästigen Kletterpflanzen zu befreien. Schließlich soll unser Kastell doch eindrucksvoll wirken.“
„Eindrucksvolle Wirkung“, nur darum geht es, dachte sich Fabianus. Im Inneren des Kastells sitzen Soldaten wie er in zerfallenden Holzbaracken und müssen täglich fürchten, einen Balken auf den Kopf zu kriegen, aber Hauptsache von außen sieht die Wand hübsch aus! Pff, dachte er sich. Es ging den Befehlshabern wie immer nur um Außenwirkung. Ob da oben in knapp 10 Metern Höhe jeder Ziegel richtig saß, sah doch eh niemand. Und die Außenwände ständig zu reinigen war ja wohl auch völlig übertriebener Schwachsinn. Doch Fabianus würde sich hüten diese Gedanken jemals laut auszusprechen.
Die Soldaten und ihr Kastell sollten sowohl gegen Feinde als auch insbesondere den Bewohnerinnen und Bewohnern des Vicus und Reisenden die Macht Roms demonstrieren, das verstand Fabinus durchaus. Aber vermutlich war der alte Felix, Sohn des Mars, schon immer verrückt gewesen und diese Geschichte mit dem Ziegelfall nur eine zusammenfantasierte Fabel.