März 2025
Fund des Monats - Römisches Fensterglas
Die Erforschung von römischem Fensterglas findet v. a. durch Funde aus den Vesuvstädten statt. Die dortigen besonderen Erhaltungszustände erlauben sehr genaue Beobachtungen, die nördlich der Alpen so nur in Ausnahmefällen möglich sind.
In der römischen Republik waren Fenster meist klein und weit oben in den Wänden platziert. Fensterglas wurde wohl in der 1. Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. erfunden. Deswegen war es danach möglich, Innenräume durch größere Fenster heller zu gestalten.
Vor der Erfindung des Glases und der Techniken, die es ermöglichten, große Fensterscheiben daraus zu machen, wurden Fenster mit anderen Materialien verschlossen: so etwa mit durchlöcherten Tontafeln und Pergament, aber auch mit von Tieren gewonnenem Material wie Kälbermägen, Fischblasen und Hornscheiben.
Ab dem späten 1. Jh. n. Chr. war Fensterglas in den Limeskastellen weit verbreitet. Es handelte sich, wie in den meisten Fällen bei römischem Glas, keineswegs um Luxusmaterial, sondern wurde alltäglich gebraucht.
Befund des Monats - Streifenhäuser
Bei Streifenhäusern handelt es sich um die typische Gebäudeform in einem Vicus (= Lagerdorf an den Limeskastellen). Sie waren lang und rechteckig. Mit einer Schmalseite waren sie zur Straße ausgerichtet. An der Rückseite befand sich ein Garten, meist mit Latrine, Keller und Ofen.
Die Häuser standen entweder direkt Wand an Wand oder mit sehr geringem Abstand nebeneinander. Sie konnten aus einer Holz-Lehmstruktur oder Stein erbaut sein. Welches Material verwendet wurde, hing vom Geldbeutel des Besitzers sowie der Verfügbarkeit der Rohstoffe ab.
Beim Kastell von Ruffenhofen zeigen die geophysikalischen Ergebnisse, dass der zugehörige Vicus im Südwesten lag. Die schmalen, langen Parzellen und Streifenhäuser, die zur Straße hin orientiert sind, sind klar zu erkennen.
In unserer Dauerausstellung ist ein Modell eines Streifenhauses zu finden. Außerdem kann im Römerpark die rückwärtige Fassade eines Streifenhauses samt Garten angeschaut werden.
Kurzgeschichte - Der Nachbar December
Gallienus legte den Schuh, den er soeben anfertigte, aus der Hand. Sein Blick fiel durch das große Fenster zur Straße. Durch das milchige Glas meinte er eine Gestalt zu erkennen. Er erhob sich von seinem Schemel, den er als Arbeitsplatz verwendete und trat vor seine Tür. Es war sein Nachbar December.
Dieser hatte im Kastell Ruffenhofen seine 25 Jahre Dienstzeit abgeleistet und sich im nahegelegenen Vicus zur Ruhe gesetzt. Ausgerechnet im Haus neben Gallienus. Er konnte December nicht ausstehen. Jedem musste der unter die Nase reiben, dass er für Rom gedient hatte. Er trat maßlos arrogant auf. Und mit welchem Recht? So anstrengend konnte es nun auch nicht sein, sich an diesem Abschnitt des Limes die Zeit zu vertreiben. Angriffe gab es doch ohnehin nicht.
Trotzdem grüßte Gallienus December so freundlich wie es ihm möglich war. Immerhin hatte der einen neuen Beruf ergriffen; er war nun Bronzegießer. Aller Ehren wert. Wobei… Vermutlich hatte er seinen täglichen Anteil aus der Soldatenkasse in Windeseile versoffen und nie etwas angespart.
Nach einem kurzen Gespräch konnte Gallienus ihn abwimmeln und sich wieder in sein Haus zurückziehen. Wieder fiel sein Blick auf das Fenster. Es hatte schon große Vorteile. Es erhellte sein Zuhause, aber so wie er die Welt draußen nur schemenhaft erkennen konnte, so konnte auch sein neugieriger Nachbar December keine Details im Inneren erkennen. Dies kam Gallienus sehr gelegen, insbesondere wenn er einmal eine ungestörte Stunde mit seiner Frau Prata verbringen wollte. Außerdem stank sein Fenster nicht wie das seines Nachbarn.
Wer dem Bier so zugetan ist, der kann sich wohl nicht einmal Glas leisten, sondern muss sich eine müffelnde Fischblase ins Fenster hängen, dachte Gallienus mit einem höhnischen Lächeln.