Februar 2025
Fund des Monats - Pferdeknochen
Datierung: 3. Jh. n. Chr.
Fundort: Kastellgraben Ruffenhofen
Bei diesem Knochen handelt es sich um das Schulterblatt eines Pferdes. Er stammt aus einer Ausgrabung im Sommer 2005 an den Gräben des Kastells Ruffenhofen. Hier war eine teilberittene Einheit stationiert. Die Pferde lebten neben den Soldaten in den Baracken.
Eine römische Heereseinheit, die sich ausschließlich aus Reitern zusammensetzte, wird ala genannt. Diese bestand aus ca. 500 Soldaten. Sie waren zumeist in dafür eingerichteten Reiterkastellen stationiert, die maximal einen Tagesmarsch voneinander entfernt am Limes lagen. Die von Ruffenhofen nächstgelegene sogenannte ala Auriana befand sich in Weißenburg (Biriciana). Auch im Westen, in Aalen, gibt es ein nahegelegenes Reiterkastell.
Die Reitereinheiten bildeten am Obergermanisch-Raetischen Limes eine lückenlose Kette. So konnten sie im Falle eines Angriffs schnell zur Verteidigung bereitstehen oder bei einem Durchbruch die Verfolgung aufnehmen.
Die Ausrüstung der Pferde ist aufgrund von Reliefdarstellungen auf Reitergrabsteinen sehr detailliert bekannt.
Befund des Monats - Teile eines Pferdeskeletts im Kastellgraben
Durch die Methode der elektrischen Erdwiderstandsmessung, die auch Jaucherinnen von Pferdstallungen bei den Doppelbaracken erkennen lassen, sind Pferde im Kastell Ruffenhofen gesichert. Demnach war hier mindestens eine teilberittene Einheit stationiert.
Eine Ausgrabung im Jahr 2005 brachte im äußersten der vier Kastellgräben Teile eines römischen Pferdeskeletts zutage. Der Kastellgraben war zum Zeitpunkt, als die Knochen dort abgelegt wurden, bereits leicht zusedimentiert. Demnach fand keine Pflege der Gräben statt, was für eine zeitliche Einordnung des Todeszeitpunkts des Pferdes gegen Ende der römischen Besatzung am Limes um 260 n. Chr. spricht.
Die Teile des Skeletts, die gefunden wurden, waren der Schädel, die Schulterblätter, die Wirbelsäule und einige Rippenknochen. Der Rest des Tieres wurde nicht entdeckt. Er fand wohl eine gezielte Verwertung als Nahrung. Allerdings wurde Pferdefleisch in den raetischen Kastellen nur sehr selten verzehrt.
Eine archäozoologische Knochenuntersuchung ergab, dass es sich um ein männliches Tier im Alter von 4 bis 5 Jahren handelte. Als Todesursache können Komplikationen im Zuge einer Kastration vermutet werden. Es ist schriftlich belegt, dass die Römer derartige Operationen an jungen männlichen Pferden durchführten. Dabei kam es offenbar häufig zu Infektionen, denen die Tiere erlagen.
Kurzgeschichte - das ende von incitatus und Ruffenhofen
Philippus weinte bitterlich. Seit Incitatus ein neugeborenes Fohlen war, hatte er sich um ihn gekümmert und ihn trainiert. Er sollte einmal sein stattliches Kavalleriepferd werden. Er hatte den dafür passenden, kräftigen Körperbau und ein aufbrausendes Temperament. Deswegen hatte Philippus ihn Incitatus genannt. Derselbe Name, den das berühmte Lieblingspferd Caligulas, des berüchtigten Kaisers vor gut zwei Jahrhunderten, der für seine Launen gefürchtet war, hatte.
Decius, sein bester Freund in der Truppe vom Kastell Ruffenhofen, versuchte ihn zu trösten. Doch seine Worte trafen bei Philippus auf taube Ohren. Sein Pferd war sein ganzer Stolz. Gewesen!
Incitatus war zwar noch jung, aber Philippus hätte ihn in naher Zukunft sehr gut gebrauchen können. Schon lange gab es Gerüchte und wirre Berichte über Aufstände überall im Römischen Reich. Immer wieder wurden Truppen hin und her geschickt. Alle paar Monate gab es einen neuen Kaiser. Hier, im Kastell Ruffenhofen, war die Restbesatzung so gering, dass sie kaum noch in der Lage waren, den Limes zu überwachen und das Kastell in Stand zu halten.
Vor 3 Tagen kam die Nachricht, mit der sie schon seit einer Weile gerechnet hatten. Auch die Einheit von Philippus und Decius musste den raetischen Limes verlassen. Sie sollten weit in den Osten reisen, um dort irgendeinen Aufstand niederzuschlagen.
Incitatus erlag seiner Kastration, wie es vielen jungen Hengsten passiert. Aufgrund der Nahrungsknappheit, die mit den ganzen Schwierigkeiten im Römischen Reich einherging, war es nötig den Kadaver zu nutzen. Philippus brach es das Herz. Er nahm keinen Bissen vom Pferdefleisch und hungerte lieber.
Das Dorf beim Kastell war nur noch teilweise bewohnt. Die meisten Häuser verfielen. Kaum ein Mensch wollte mehr an der Grenze des bröckelnden Imperiums leben. Und auch Philippus hielt hier nun nichts mehr.