Januar 2025


Fund des Monats - römische Kiefernholzspäne

Datierung: trajanisch (98 – 117 n. Chr.)

Fundort: römisches Gebäude östlich des Kastells Ruffenhofen

 

In seltenen Fällen haben sich bei einer Ausgrabung organische Materialien erhalten. Dies war bei der Kampagne im Sommer 2024 im Römerpark Ruffenhofen der Fall. Dort wurden die hier erstmals öffentlich gezeigten Holzspäne zu Tage gebracht. Sie sind eigentlich Abfallprodukte der Holzbearbeitung.

Holz eignet sich hervorragend für eine exakte zeitliche Einordnung. Hierfür nutzt man die Dendrochronologie. Dabei wird das Holz anhand der Jahresringe datiert. Das Wachstum der Bäume und damit die Breite der Jahresringe werden vom Klima beeinflusst. Dies ergibt ein charakteristisches Muster. Durch viele Holzproben lassen sich „Jahrringkalender“ entwickeln.

Mehr Informationen hierzu sind in unserer Dauerausstellung zu finden. Die hier gezeigten Stücke haben zu wenig Jahresringe für eine dendrochronologische Datierung.



Befund des Monats - Holzbohle als Fundament für einen Pfosten

 

Durch geomagnetische Messungen sind Hinweise auf Pfosten eines langen Gebäudes östlich des Kastells Ruffenhofen bekannt. Im Sommer 2024 fand eine Ausgrabung statt, bei der eine römische Grube, die vor dem Einsetzen eines Pfostens angelegt wird, untersucht wurde. Auf ihrem Boden fand sich eine Holzbohle. Sie diente als Fundament und Stabilisierung für einen Pfosten. Es ist davon auszugehen, dass das Gebäude nur sehr kurze Zeit genutzt wurde. Der Pfosten wurde bereits in römischer Zeit wieder gezogen. Die hier ausgestellten Späne haben sich auf der Bohle erhalten.

Dank einer dendroarchäologischen Untersuchung (Franz Herzig vom Dendrolabor Thierhaupten, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege) wissen wir, dass der Baum, aus dem die Bohle hergestellt wurde, in trajanischer Zeit (98 – 117 n. Chr.) gefällt wurde. Dies passt zur bereits vermuteten Datierung der Anlage des Holzkastells. Außerdem ließ sich feststellen, dass es sich um Kiefernholz handelt. Der Baum war zum Fällzeitpunkt ca. 170 Jahre alt.

Warum jedoch hat sich die Holzbohle so gut erhalten? Der lehmige Boden und der hohe Grundwasserspiegel rund um das Kastell Ruffenhofen ermöglichen es, dass Holz und andere organische Materialien hervorragend die Jahrtausende überdauern. Daher ist das Bodendenkmal besonders wertvoll und schützenswert, gerade auch in klimatisch schwierigeren Zeiten.

Holzbohle in situ bei der Ausgrabung



Kurzgeschichte - der bau des kastells von ruffenhofen

 

Scorilo war ein römischer Soldat, der mit einer kleinen Truppe auf Erkundungstour geschickt wurde. Sie sollten das Gebiet untersuchen, in dem das Römische Reich endete und das freie Germanien begann. Fernab seiner dakischen Heimat im Osten durchstreifte Scorilo mit seinen Kollegen die verlassenen Wälder nördlich der Alpen. Schließlich entdeckten sie eine kleine Geländezunge, die ihnen geeignet schien das Tal, das die Grenze des Römischen Reichs in dieser Region bildete, zu überblicken. Zuerst musste ein Gebäude errichtet werden, in dem sie leben und Material lagern konnten.

Als sie Löcher für die Pfosten des Hauses gruben, stellten sie schnell fest, dass sie sich durch Kalkstein, der direkt unter dem Erdboden auftauchte, hacken mussten. Scorilos geschickter Kamerad Burebista, den er von Kindesbeinen an kannte, konnte aus einem Kiefernstamm eine geeignete, dicke, viereckige Bohle fertigen. Diese legten sie auf den Boden der Grube, um den Pfosten, der hier stehen sollte, zu stabilisieren. Nun galt es, eine weitere frisch gefällte Kiefer zu bearbeiten. Da dies direkt neben der Grube geschah, landeten einzelne Späne auf der Bohle.

Nachdem das Gebäude stand, machten sich Scorilo, Burebista und ihre Kollegen daran einen Platz für das Kastell, von dem aus die neue römische Grenze überwacht werden sollte, zu finden. Sie einigten sich schließlich auf den Hügel nur wenige hundert Meter weiter westlich von ihrer temporären Bleibe. Dort hatte man einen noch besseren Überblick, der Kalkstein lag tiefer unter der Erdoberfläche und man war der Wörnitz, dem nahegelegenen Fluss, näher.

So zog Scorilo mit Hilfe von Burebista nur wenige Monate später den gesetzten Pfosten und auch alle anderen von ihrer ersten Behausung wieder, um ihn im letzten Gebäude des beinahe fertigen Holz-Kastells erneut zu verbauen. Die Mühe die Bohle wieder auszugraben machten sie sich nicht. So wurde sie erst 1.900 Jahre später wiederentdeckt.