Dezember 2024

Stempel mit griechischer Inschrift

 Datierung: 2./3. Jh. n. Chr.

Fundort: Dambach

 Stempel gab es bereits in der Antike. Erhalten haben sich die wenigsten Stempelköpfe; die Abdrücke dafür umso häufiger. Es gab sie mit den unterschiedlichsten Verwendungszwecken.

Bei der Keramikherstellung haben Manufakturen und Töpfer ihre Ware damit gekennzeichnet, vor allem die Terra Sigillata. Die römischen Legionen haben ihre Ziegel gestempelt.

 Händler konnten mit gestempelten Wachssiegeln und Bleiplomben ihre Warensendungen verschließen und damit die Echtheit und Vollständigkeit bezeugen. Auch nutzten hohe Würdenträger und Herrscher bis vor einigen Jahrzehnten regelmäßig Wachssiegel anstelle einer Unterschrift, zum Beispiel der Papst. Und noch heute stempeln Ämter und Firmen Unterschriften, um sie zusätzlich als echt zu kennzeichnen.

 Zur römischen Zeit gab es auch sogenannte Augenarztstempel. Solche flachen Stempelplatten enthielten auf den Schmalseiten Anweisungen für spezifische Medikamente gegen Augenleiden.

 Auf den ersten Blick wurde auch dieser Fund für einen solchen Augenarztstempel gehalten. Die spiegelverkehrt angebrachte Gravierung macht einen Stempel eindeutig.

Die Inschrift ist jedoch auf Griechisch verfasst, und aus dem gesamten griechisch sprachigen Umfeld sind solche Stempel nicht bekannt. Dies überrascht, da die namentlich erwähnten Ärzte auf diesen Stempeln mehrheitlich griechischer Abstammung waren.

 Die Inschrift unseres Stempels lässt sich leider nicht entschlüsseln. Daher kann über seinen eigentlichen Nutzen und seine Bedeutung nichts gesagt werden.


Kurzgeschichte – Der Augenarzt von Ruffenhofen

 Lazaros stand vor seinem Arzneiregal und schaute, ob er alles eingepackt hatte. Seine Tinkturen und Salben – einige davon noch nicht ganz fertig – packte er ein. Er wusste, dass es besser ist lieber zu viel mitzunehmen, als seine Patienten mit leeren Händen heimzuschicken. Er machte diese Rundreise durch die benachbarten Orte immerhin nur alle drei Monate.

 Als er wirklich sicher war, dass er auch alles hatte, ging er zu seinem Nachbarn. Dieser war ein Händler, der für die Markttage ebenfalls durch die Orte zog und ihn schon seit ein paar Jahren immer auf seinem Wagen mitnahm. So auch dieses Mal.

 Vor dem Start bekam der Arzt und Apotheker Lazaros bereits seinen ersten Patienten. Der Händler hatte ein rotes Auge, eine Entzündung. Ein Leiden, das er öfters sah und deshalb gut behandeln konnte. Er hatte die Salbe schnell griffbereit. Er vergewisserte sich nochmal, ob wirklich stimmte, was er da griff, indem er den Stempel kontrollierte, den er auf den Block getrockneter Salbe aufgedruckt hatte. Ausnahmsweise verlangte er auch nichts für die Salbe. Der Händler nahm ihn ja immer mit.

 In Dambach angekommen baute er sofort seine kleine Apotheke auf. Der Morgen verlief ruhig, was ihn erfreute, so konnte er nebenbei ein paar weitere Salbenblöcke fertig machen. Zum Glück hatte er halbfertige Produkte mitgenommen. Die Salbe, die er dem Händler gegeben hatte, war die letzte Portion dieses spezifischen Heilmittels. Also Schnitt er den großen Block der Salbe in kleinere Portionsblöcke. Nun musste er sie nur noch beschriften. Hierfür holte er einen kleinen Stempel heraus. Mit den vier Seiten konnte er zwei unterschiedliche Produkte bedrucken, also kontrollierte er sicherheitshalber die Seiten, um auch die richtige Markierung einzuprägen. Der Stempel war für ihn selber gedacht, nicht für die Patienten, daher nutzte er seine Muttersprache Griechisch. Er bekam immer wieder gesagt, dass kein Mensch verstehe was er da eigentlich draufstempele. Aber er selbst musste seine Abkürzungen verstehen. Das reichte ihm.

 Irgendwann an dem sehr ruhigen Tag kam dann noch eine Patientin. Eine ältere Frau mit einem geröteten Auge. Gut das er die Salbe eben portioniert hatte. Was Lazaros aber nicht bemerkte: beim Griff nach der Salbe zog er aus Versehen den Stempel mit hervor und verlor ihn sofort in der knöchelhohen Wiese. Als die Sonne sich zu senken begann, packte er alles zusammen, noch immer bemerkte er seinen Verlust nicht. Am selben Abend reisten der Händler und der Apotheker weiter um im nächsten Ort zu übernachten. Erst zwei Tage später fiel ihm auf, dass der Stempel fehlte, da wollte er gerade die Stempelseite für die zweite Salbe verwenden. Da er keine Chance sah den Stempel zu finden, ließ er sich sofort von einem ansässigen Handwerker einen neuen erstellen. Diesmal sogar auf Latein, damit seine Patienten auch nachlesen konnten was sie da bekamen.